Christoph Degen kritisiert Aussagen von Lorz zu Berliner Lehrkräften

Bild: Angelika Aschenbach

Der bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Christoph Degen, hat Kultusminister Alexander Lorz (CDU) „ein grobes verbales Foul“ vorgeworfen, das einiges über das Selbstbild des Ministers aussage.

Lorz hatte in der Plenardebatte über den Lehrermangel in Hessen den Einsatz von Vertretungslehrkräften ohne pädagogische Ausbildung verteidigt und mit Blick auf die Qualifikation des Unterrichtspersonals in anderen Bundesländern gesagt, er persönlich wolle nicht, dass seine eigenen Kinder beispielsweise von Lehrkräften aus Berlin unterrichtet würden.

Christoph Degen sagte dazu: „Der Minister hat sich hier arrogant und geradezu ehrabschneidend über den Lehrerinnen und Lehrern in Berlin erhoben. Ich kann mich nicht erinnern, dass jemals ein Landesminister in öffentlicher Rede derart rüpelhaft die Qualifikation von Staatsbediensteten in Frage gestellt hätte. Die Entgleisung von Herrn Lorz ist umso bemerkenswerter, als er derzeit Präsident der Kultusministerkonferenz ist und in dieser Funktion eigentlich die Bundesländer in der Bildungspolitik zusammenführen sollte, statt sie zu spalten.“

Während Berlin die Quereinsteiger im Schuldienst parallel zu ihrer Unterrichtstätigkeit fachgerecht pädagogisch qualifiziere und ihnen nach einem erfolgreichen berufsbegleitenden Abschluss eine langfristige Beschäftigungsperspektive biete, habe sich Hessen für das Modell „Durchlauferhitzer“ entschieden: „In Hessen wird praktisch jeder zum Unterricht zugelassen, der sich meldet, und nach fünf Jahren wieder vor die Tür gesetzt. Eine sinnvolle pädagogische Qualifizierung findet in dieser Zeit in den seltensten Fällen statt – zum Schaden der Schülerinnen und Schüler und zum Schaden der Vertretungslehrkräfte, die keine Chance auf echte Weiterbildung und auf eine berufliche Perspektive bekommen, stattdessen aber mit Kettenverträgen jahrelang Noten geben und zum Teil sogar Klassen leiten“, erläuterte Degen.

Bedauerlicherweise blende Kultusminister Lorz die Probleme, die seine missratene Politik für die hessischen Schulen schaffe, vollständig aus. „Diese Realitätsverweigerung des Ministers ist mindestens so erschreckend wie seine Selbstüberschätzung“, stellte Christoph Degen fest.