Angesicht der aktuellen Lage an den Schulen immer noch zu behaupten, alles sei „hervorragend“, zeige, dass Schwarzgrün komplett den Bezug zur Realität verloren habe. Dies sagte der bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Hessischen Landtag, Christoph Degen, am Mittwoch in der Debatte um die aktuelle Bildungspolitik in Hessen.
Degen sagte dazu: „Der Kultusminister weiß nichts über Lehrermangel und Unterrichtsausfall, die Regierungsfraktionen wollen nichts wissen und haben keinen blassen Schimmer, wie die Lage an den hessischen Schulen ist. Das ist fatal für die Zukunft der hessischen Schulen.“
Die Lehrerversorgung sei angeblich so gut wie nie. Aber auf die Frage der SPD, wie viele Stellen noch nicht besetzt seien, hieß es lapidar, dass belastbare Aussagen zu Stellenbesetzungen erst nach den Rückmeldungen der Schulen Ende November vorlägen. „Die Landesregierung sollte sich schämen, die hessischen Eltern so hinters Licht zu führen“, kritisierte Degen.
Die Koalition lebe in einer Märchenwelt, habe keine Antworten oder Zukunftsvisionen für die bildungspolitischen Herausforderungen, wie Inklusion, Integration und Ganztagsbeschulung. „Murks und Chaos sind zum Markenzeichen geworden, seit die CDU in Hessen regiert. Bildungsqualität ist immer weiter heruntergefahren worden. Rund ein Zehntel aller hessischen Lehrkräfte hat kein Lehramtsstudium. Tendenz steigend“, sagte der SPD-Bildungspolitiker. Statt den Unterricht mit qualifizierten Lehrkräften abzudecken und belastbare Zahlen zu liefern, werde abgewiegelt und verharmlost. Die Regierung drücke sich vor der von der Opposition geforderten Anhörung und Studien zur Situation an den Schulen und ignoriere die Überlastungsanzeigen von Lehrkräften.
Die Koalition habe ihr Haltbarkeitsdatum weit überschritten. Hessen brauche moderne Schulen genauso wie eine Reform der Lehreraus- und Fortbildung. „Wir müssen unsere Schulen fit für die Zukunft machen. Hessen braucht Ganztags mit Qualität statt nur Betreuung, einen schulscharfen Sozialindex statt Gießkannenprinzip, muss den Unterrichtsausfall bekämpften statt ihn zu leugnen und mehr echte Schulsozialarbeit statt nur ein paar Stellen für sozialpädagogische Unterstützung. Wer den Lehrermangel beenden will, muss den Beruf attraktiver machen und eine verlässliche Bedarfsplanung machen“, so Degen. Die Koalition habe viel zu spät und zu halbherzig auf die Probleme reagiert, statt rechtzeitig zu handeln.